Während der Wirtschaftskrise in der 30er Jahre produzierten Hugo und Alwin Gahler kleine Haushaltartikel z.B. Apfelschäler, Besenhalter usw. Dies war als Nebenverdienst gedacht, da sie damals von ihren Arbeitgebern (Saurer Arbon und Kellenberger) einen Stundenlohn zwischen Fr. 0.90 bis 1.30 erhielten.
Da 1937 aus Deutschland keine Spur 0 Schienen mehr geliefert wurden, versuchten sie, Blechschienen Typ Märklin nachzubauen. Sie entwickelten dafür 21 Werkzeuge und die ersten Versuchsschienen wurden aus Konservenbüchsenblech gefertigt. Um die Schienenherstellung einfacher zu gestalten, wurden Blechbänder bestellt. Durch den Rohmaterialmangel und den Aktivdienst während des 2. Weltkrieges konnten die Blechbänder erst 1942 geliefert werden. Im gleichen Jahr wurden dem Spielwarenhändler Franz Carl Weber einige Muster vorgelegt. Dieser versprach Hugo und Alwin Gahler die gesamte Schienenproduktion abzunehmen und machte den beiden Mut, eine eigene Firma zu gründen.
Entwicklung der ersten Personen- und Güterwagen aus Blech: Kesselwagen Standard 2achsig, Niederbordwagen ohne Beschriftung 4achsig, Holzwagen 2achsig, Personenwagen 4achsig (Drehgestelle aus Blech).
Am 1. April 1944 wird die Firma H. & A. Gahler St. Gallen, Metallspielwaren-Fabrik HAG, im Handelsregister eingetragen. Die Werkstatt wurde in einer ehemaligen Schreinerei eingerichtet.
Die ersten drei Lokomotiventypen wurden entwickelt und die Spritzgussformen dafür in Auftrag gegeben. Die ersten Transformatoren wurden aus Zeitmangel von der Firma Knobel in Enneda zugekauft. Das erste Flugblatt beinhaltete 3 Lokomotiven sowie einen Trafo und wurde an alle Spielwarengeschäft in der Schweiz versandt. An Weihnachten wurde zum ersten Mal in einer Filmwochenschau über die Firma Hag berichte
Erstmals wurden Halbfabrikate und Einzelteile ans Lager gelegt. Durch die beengten Platzverhältnisse musste ein Neubau geplant werden.
Die Produktion konnte in den Neubau an der Parketteriestrasse in St. Gallen verlegt werden. Mit der Konkurrenz „Buco, Diepoldsau“ wurde ein reger Tauschhandel von Einzelteilen betrieben.
Das erste massstabgetreue Modell, eine Pendelzuglokomotive, Re 4/4 I mit eckigen Stirnfronten im Masstab 1:43 (Spur 0) aus 100 Bestandteilen, wurde an Weihnachten ausgeliefert. Der Mitarbeiterbestand war inzwischen auf 15 Personen angewachsen.
Das Ziel war ein ganzes Sortiment in Spur 0 anbieten zu können.
Es wurden Weichen, Signale, Stellpulte entwickelt. Die Blechschienen abgelöst zu Vollprofilschienen. Zudem wurden 4achsige Personen-/Gepäck- und Güterwagen mit Druckgussdrehgestellen entwickelt.
Auch diese Firma erzeugt Spur 0 Produkte. Ebenfalls sind hier erfreuliche Schritte Richtung Modellbau zu erkennen, wobei ich besonders das Modell der Re 4/4, welches wirklich massstäblich ist, erwähnen möchte. Nachdem heute in der Schweiz schon eine ganze Anzahl Leichtstahlwagen verkürzter und vereinfachter Bauart auf Privatbahnen, z. B Sihltalbahn, Wohlen-Meisterschwanden-Bahn laufen, kann der Leichtstahlwagen dieser Firma für Modellbauer eher als Nachahmung eines solchen gelten, da er, um als Spielzeug verwendet werden können, stark verkürzt wurde. Diese Serie wurde dieses Jahr durch einen Gepäck- und einen Postwagen ergänzt.
Interessant ist hier ein Preisvergleich des Re 4/4 Modells mit einer Spielzeuglokomotive 2-B-1 ausländischer Herkunft. Erstere kostet Fr. 180.-, letztere Fr. 155.-. Es ist also möglich, mit einem kleinen Preisunterschied ein gutes, vorbildgetreues Modell aus der Schweiz zu erhalten.
Diese Firma ist in unserem Kreis hauptsächlich bekannt durch die Modell-Lokomotive Re 4/4, welche ausserordentlich gut nachgebildet, sehr zugkräftig und sorgfältig gebaut ist. Zum ersten Mal sehen wir die Modellschienen, Weichen und Kreuzungen. Schwellen wie auch Grundrahmen bei den Weichen sind aus Plastik schwarz. Dies ist ein Isoliermaterial, zäh und elastisch. Das Schienenprofil ist aus Eisen gebläut und die Verbindungslaschen sind mit besonderer Sorgfalt ausgebildet, damit stets gute Klemmwirkung gesichert ist. Das gute Aussehen dieses Schienenmaterials wird bestimmt zu seinem Erfolg beitragen.
Eine besondere Überraschung ist für uns bereit, doch ist sie leider auch den allgemeinen Lieferungsverzögerungen zum Opfer gefallen, indem die neue Re 4/4 mit abgerundeten Stirnwänden (Serie 426 – 450) erst im Frühjahr käuflich sein wird. Daneben wird das erste Modell der Re 4/4 (Serie 401 – 425) mit Stirnwandtüren und Faltenbälgen natürlich weiterfabriziert.
Die bereits letztes Jahr als Neuheit erwähnte Re 4/4 der Serie 427-450 wurde im Verlauf dieses Jahres erstmal gezeigt. Die Maschine ist gegenüber der ersten Ausführung der Serie 401-426 wesentlich vollkommener und detailreicher. Der Verkaufserfolg dieses schönen Modells dürfte bestimmt nicht ausbleiben. Das beliebte Schienen- und Weichenmaterial ist durch Lichttagessignale, welche mit Doppelmagneten gesteuert werden, ergänzt worden.
Ein neuer, höhere Ansprüche befriedigender Transformator wird demnächst in den Handel kommen.
Die Leichtstahlwagen, die allerdings stark verkürzt sind, haben diesem Jahr die Gesellschaft eines Leichtstahl-Speisewagens (Ausführung mit Stromabnehmer) erhalten.
Die Schnellzuglok Re 4/4 I mit runden Stirnfronten kam in den Verkauf. Dies war die letzte Entwicklung in Spur 0.
Märklin lancierte die Spurbreite H0. Dadurch wurde die Hag Spur 0-Fabrikation gebremst. Mit Müh und Not wurde mit 8 Mitarbeiter ein Neuanfang in Spur H0 gestartet.
Hans Holdt versuchte das Spur 0 Exportgeschäft mit Hag, Buco anzubahnen. Aber der Erfolg war gering.
Im Herbst wurde das erste Modell in Spur H0 (Masstab 1: 87) vorgestellt: der Rote Pfeil. Ein einzelnes Werbeblatt des Roten Pfeils wird gedruckt und dieses dem Spur 0 Katalog beigelegt.
Alle angefangenen Arbeiten für die Spur 0-Produktion werden abgeschlossen. Damit war der Weg frei für die komplette Produktionsumstellung auf Spur H0 – Eisenbahnen.
Es ist mit Bedauern zu vernehmen, dass die Spur 0-Produktion von HAG eingestellt werden soll. Besonders die schöne Re 4/4 Modelle werden ab Fabrik schon nicht mehr geliefert. Die Rohmaterialvorräte des übrigen 0-Sortiment werden im Laufe der Zeit abverkauft.
Sämtliche Werkzeuge für die Herstellung von Spur 0 werden entsorgt. Der damalige Wert belief sich auf sFr. 300'000.-. Die erzielte Schrottgebühr betrug Fr. 1'500.-.
Die Zusammenfassung der Schweizerischen Spielzeugeisenbahnen entstanden aus folgenden verschiedenen Quellen: