Wie schon einmal während dem ersten Weltkrieg, so begann auch im zweiten Weltkrieg, als uns das Ausland nicht mehr mit Eisenbahnmaterial beliefern konnte, da und dort der Gedanke aufzutauchen, die Spielzeugeisenbahnen im eigenen Land herzustellen. Entsprechend der Nachfrage konnte nur Spielzeug von billiger Ausführung, in Serien fabriziert, in Frage kommen. Leider konnten sich die Hersteller trotz verschiedener Warnung nicht entschliessen, ihre Spielzeugfabrikationen zu koordinieren, sondern sie begannen sich schon zur Zeit der grossen Nachfrage zu konkurrenzieren. Dass dies dann mit der Wiedereinsetzten der ausländischen Konkurrenz für einzelne katastrophale Folgen haben musste, liegt auf der Hand. Wie ich aus zuverlässiger Quelle gehört habe, sind auf dem gesamten Gebiet der Spielwarenindustrie 14 Firmen eingegangen. Dazu kommen noch ca. 30 Produzenten, welche in primitiven Verhältnissen (Heimarbeit, Feierabendfirmen etc.) gearbeitet hatten.
Viel erfreulicher ist die positive Seite, indem sich verschiedene Firmen so entwickelt haben, dass sich ihre Erzeugnisse mit der ausländischen Konkurrenz messen können.
Der Wendepunkt in dieser Entwicklung war das Weihnachtsgeschäft 1947, als das Ausland wieder fühlbar den Spielzeugmarkt belieferte. Während vorher die Nachfrage vorherrschte und der Preis kaum eine Rolle spielte, setzte nun damit auch der Preiskampf wieder ein. Verschiedene einheimische Produzenten mussten ihre Preise anpassen. Interessanterweise musste aber auch das Ausland sich uns anpassen. So suchte Märklin mit einer besonders niedrig angesetzten 00-Bahn dem Wesa-Fabrikant begegnen zu können.
Export
Im Export hat unsere einheimische Industrie ein Ventil für den mangelnden Inlandabsatz gesucht. Leider hat dieser auch dieses Jahr die erhofften Umsätze bei weiten nicht erreicht, ja ist sogar ganz ausgeblieben. Dies ist auf die schlechten und ungeordneten Devisenverhältnisse mit dem Ausland zurückzuführen.
Spielwarenfabrik in der Schweiz:
Verkaufs-und Vertreterfirmen in der Schweiz:
Mit Genugtuung stellen wir fest, dass die Industrie in der Nachkriegszeit eine gut merkbare Schwenkung Richtung Modellbau getan hat. Es gibt heute, vorwiegend bei Spur 00 Eisenbahn, die wir vorbehaltlos als Modelle anerkennen.
Allgemein spürt man die Tendenz, den Gleichstrombetrieb einzuführen. Sicher hat diese Stromart hinsichtlich Umschaltung eminente Vorteile. Nachteilig wirken sich allerdings die Beschaffungskosten leistungsfähiger Gleichrichter aus.
Export - Import
Dieses Jahr verzeichnet sich ein erfreulicher Spielzeug-Exportanstieg. In den ersten 9 Monaten Fr. 913'000.- gegenüber Fr. 436'000 im Jahre 1948. Natürlich haben unsere Fabrikanten auf dem Weltmarkt infolge der kürzlichen Abwertungswelle preisliche Schwierigkeiten. Natürlich sind diese Exportzahlen, auf die wir stolz sind, im Hinblick auf den Import von 9,3 Millionen unbedeutend.
Die Entwicklung im Jahre 1950 steht eindeutig im Zeichen des Überganges von Wechselstrom auf Gleichstrom. Der Ausschuss der deutschen Modellbauklubs hat anlässlich einer Tagung in Stuttgart eine Gleichspannung von 12 Volt zur Norm vorgeschlagen (aber noch nicht beschlossen).
Der Übergang von der bisher üblichen Spannung von 20-24 Volt auf 12 Volt ist unbedingt mit gewissen Nachteilen verbunden. Offenbar liegt der Grund in der Sperrspannung der meist verwendeten Selengleichrichter, die bei etwa 6 – 7 Volt liegt.
Im September dieses Jahres beriefen die deutschen Modellbauklubs in Stuttgart eine Tagung ein. Mit den Vertreter der Industrie wurde beschlossen, für die Spur 00 = 16.5 mm nun die längst gebräuchliche Bezeichnung H0 (Halb Null) einzuführen. Auf verschiedenen Fachausstellungen in Deutschland im Jahre 1949 wurden Bahnen mit noch kleineren Spurweiten als H0 als Prototypen gezeigt. Es war dies im wesentlichen die Lytax-Bahn mit 12 mm Spurweite und die Kersting-Bahn mit 8 mm Spurweite. Nachdem man inzwischen von diesen Bahnen nichts mehr gehört hat, darf man wohl annehmen, dass diese Tendenz zum Stillstand gekommen ist.
Export - Import
Was wir über die Statistik
entnehmen können, behandelt den ganzen Spielwaren Sektor, an dem aber
die Spielzeugeisenbahnen einen namhaften Anteil haben dürften.Export: Fr. 1.0 Mio.
Import Fr.10.5 Mio. (wovon ½ aus Deutschland)
Spielwarenfabrik in der Schweiz
Wenn wir in ganz grossen Zügen die Entwicklung seit unserer letzten Betrachtung im November 1950 zusammenfassen wollen, so stellten wir fest, dass nicht viel Neues zu finden ist.
Export - Import
Export: Fr. 1.0 Mio.
Import Fr. 9.5 Mio.
Es muss hierzu auch erwähnt werden, dass
Spielwaren frei in jeder Menge in die Schweiz eingeführt werden können,
selbstverständlich gegen Entrichtung des an und für sich bescheidenen
Einfuhrzolles von Fr. 0.60 pro kg. Demgegenüber wissen sich aber die
meisten Staaten , welche besonders viel Material in die Schweiz
importieren, gegen schweizerische Spielwaren durch kräftige Schutzzölle,
Steuern oder Einfuhrschwierigkeiten zu schützen.
USA: 70 % Einfuhrzoll
England: 33 % Einfuhrzoll und 33% Umsatzsteuer (neuerdings Einfuhrverbot)
Belgien: 12 % Luxussteuer und 20 % Wertzoll
Deutschland: 25 % Einfuhrzoll
Frankreich: 35 % Einfuhrzoll
Italien: 50 % Einfuhrzoll inkl. Nebengebühren
Andere Länder erlassen Devisenvorschriften, die jede Einfuhr praktisch verunmöglichen.
Objektiv betrachtet darf man wohl behaupten, dass vor zwei Jahren ein Höhepunkt in der Entwicklung war, als sehr viele neue und schöne Modelle verschiedener Fabrikate mit zum Teil umwälzenden Neuerungen auf den Markt kamen. Es ist nunmehr eine gewisse Stagnation eingetreten. Die Neuheiten dieses Jahr bestehen zum grossen Teil aus sogenannte Zubehör. Die Modelleisenbahn-Industrie ist bemüht, ihre Kollektionen so zu ergänzen, dass diese erlauben, noch vollkommenere und wirklichkeitsähnliche Anlagen zu bauen.
Überhaupt haben sich in der Schweiz die lebensfähigen Spielzeugeisenbahn Betriebe in den letzten Jahren klar abgezeichnet.
Export – Import
Export: Fr. 1.5 Mio.Import Fr. 15,0 Mio. (Anteil: Deutschland: 9.5 Mio., USA 2.0 Mio., England 1.5 Mio.)
Das Problem mit den Schutzzöllen im Ausland ist immer noch sehr gross.
Spielwarenfabrik in der Schweiz
Spur: | Spurweite: | Schienenhöhe: |
---|---|---|
TT | 12 mm | 2.0 mm |
HO | 16.5 mm | 2.5 mm |
S | 22.5 mm | 2.5 mm |
0 | 32 mm | 3.5 mm |
1 | 45 mm | 5.0 mm |
Die Schienenhöhe sind somit von 16 auf 4 Sorten reduziert worden.
Die Entwicklung in den vergangenen
Jahren steht im Ausland hauptsächlich im Zeichen eines grossen
Preiskampfes, von dem natürlich auch unsere einheimische Industrie
indirekt betroffen wird. Es geht vor allem darum, die Preisgrenze für
eine Modelleisenbahn so weit als möglich nach unten zu drücken, um bei
der Erstanschaffung die Kundschaft für „IHR“ System zu gewinnen, um
nachher auch den Kauf von Ergänzungen weitgehend zu sichern. Auch der
Gleichstrom hat weitere Verbreitung gefunden, indem nun auch Trix dazu
übergegangen ist.
Export – Import
Export: Fr. 0.92 Mio.
Import Fr. 16,45 Mio.
Spielwarenfabrik in der Schweiz
Diese steht ganz im Zeichen der Aufnahme der H0-Produktion durch schweizerische Firmen (Hag, Buco), während man im Ausland mit der Sortimentserweiterung eher zurückhaltend war.
Die stete Erweiterung der Sortimente, wie auch das Auftauchen neuer Modelleisenbahn- Fabrikate, haben aber auch ihre Nachteile darin, dass die Auswahl so gross ist, dass selbst führende Fachgeschäfte nicht mehr das ganze Sortiment sämtlicher Fabrikate führen können. Aus diesem Grunde müssten wir eine Koordination unter den Eisenbahnhersteller begrüssen. Was nützt es uns, wenn wir ein und denselben Wagentyp in drei bis vier verschiedenen Fabrikaten erhalten.
Leider ist dieses Problem bis heute nicht gelöst worden.
Export – Import
Export: Fr. 0.77 Mio.
Import Fr. 18,7 Mio.
Eine Forderung, die wir Käufer an die Industrie weiterhin stellen und kompromisslos vertreten müssen, ist die Einführung der Normung, die erlauben würde, Material verschiedener Fabrikate ohne Einschränkungen gleichzeitig zu verwenden. Wenn sich heute ein Freund der Modelleisenbahn auf Grund all der schönen Industrieprodukte verleiten lässt, eine Anlage zusammenzustellen, so wird seine Freude gar bald durch ein babylonisches Gewirr von Radsätzen, Massstäben, und Kupplungen getrübt. Wenn einzelne grosse Fabriken (z. B. Märklin, Trix) peinlich darüber wachen, dass möglichst nur Material des eigenen Fabrikates zur Ergänzung verwendet werden, so muss das als eine kleinliche Geschäftspolitik verurteilt werden.
Export – Import
Ab 1955 werden keine Zahlen mehr veröffentlicht.
Das Exportvolumen der Schweiz gegenüber 1954 ist leicht schwächer. Für unsere einheimische Industrie
besteht also noch eine grosse Möglichkeit der Erweiterung des Absatzes,
ohne dass die ausländische Konkurrenz die merklich spüren würde.
Ich muss in diesem Zusammenhang
auch auf eine Tatsache zu sprechen kommen, über die ich bewusst während
Jahren geschwiegen habe. Grosse ausländische Hersteller, denen der
Schweizer Markt ein wichtiges Absatzgebiet bedeutet und jährlich für
riesige Beträge Material an uns verkaufen, erachten es kaum einmal als
nötig, in der Schweiz auch nur für einen Franken Reklame zu machen. Es
herrscht dort offenbar die Meinung dass wir ja schliesslich auf
ausländische Produkte angewiesen seien.
Mit grosser Befriedigung konstatieren wir das Erscheinen neuer Modelle von Schweizer Rollmaterial. Die vorhandene Auswahl erlaubt tatsächlich die Anschaffung und den Betrieb einer Anlage aus Industriematerial mit rein schweizerischem Charakter. Die Kollektion an fertigen Gebäuden hat sich in den letzten Jahren so rapid zugenommen, dass es den Händlern nicht mehr möglich war, alle Artikel dieses platzraubenden Zubehör zu führen. In dieser Erkenntnis haben sich die Fabrikanten nun mehr auf das Baukastensystem verlegt.(Faller, Vollmer)
Die Deutsche Spielwarenfachmesse in Nürnberg, ist der Zeitpunkt, an dem die Hersteller ihre Geheimnisse um die Neuheiten lüften. Wenn es sich auch um eine rein deutsche Veranstaltung handelt, die nur deutschen Firmen zugänglich ist, haben sich seit Jahren in vermehrtem Masse auch ausländischen Modelleisenbahn – Hersteller während dieser Zeit in Hotels mit Parallel-Ausstellungen etabliert. Es ist die Bestrebung im Gange, diese Spielwarenfachmesse zu einer internationalen Ausstellung zu erweitern.
Leider sind wir immer mehr Zeugen des Aussterben der grossen Spurweiten. Nachdem Märklin die Spur 0-Fabrikation bereits eingestellt hat, besteht nun auch schon bei dem schweizerischen Unternehmen HAG, das uns mit der Re 4/4 ein ganz vorzügliches Erzeugnis geboten hat, der Entschluss, diesen Fabrikationszweig einzustellen.
Was die Stromsysteme betrifft, ist auch hier bei den einzelnen Spielwaren Fabrikanten kein Wechsel vorgekommen. Vorab hat Märklin sein Wechselstrom-Mittelkontakt-System beibehalten und die Umschaltung verbessert. Immerhin ist zu beobachten, dass der Gleichstrom sich immer noch mehr Freunde verschafft und sehr viele Märklinlokomotiven werden daher auf das Gleichstromsystem umgebaut.
Ab 1958 erscheint kein Pressetext von Emil M Klingelfuss im Eisenbahn-Amateur mehr.
Diese interessanten Pressetexte,
aus der damaligen Zeit, sind aus heutiger Sicht sehr wertvoll. Es zeigt,
mit welchen Schwierigkeiten die Schweizer Spielzeug-Fabrikanten gegen
die Ausländischen Fabrikanten zukämpfen hatten. Vor allem die
Schutzzölle, die das Ausland für Schweizer Güter auferlegt hat. In
diesem Zusammenhang ist auch der Pressetext 1956 in der NZZ zu erwähnen
„Zwei schweizerische Lokomotiv- und Waggonfabriken für Spieleisenbahnen“
(Buco und Wesa).
Interview mit:
Leo Wick, Prokurist von Buco und Präsident des Verbandes schweizerischer Spielwarenfabrikanten.
Bis zum Jahre 1939 beherrschte Deutschland den Markt. Während des zweiten Weltkrieges und der ersten Nachkriegsjahren, als die Importe aus Deutschland ganz aufhörten, wurde in der Schweiz die Produktion von Spielzeugeisenbahnen aufgenommen. Inzwischen haben sich die Importe aus Deutschland gegenüber der Vorkriegszeit vervielfacht.
Der Grund:
Der überall stark gestiegenen Nachfrage nach Eisenbahnen können die deutschen Fabrikanten im Preis günstigere Angebote gegenüberstellen, da ihr Umsatz schon auf dem eigenen Markt viel grösser ist als jener der schweizerischen Spielwarenindustrie.
Die Folge:
Eine grosse Zahl von einheimischen Fabrikanten unterlag dem Preiskampf, ihre Produkte verschwanden aus den Schaufenstern von Franz Carl Weber. Eine Lösung sieht Leo Wick nicht im Verzicht auf Qualität sondern nur in der Erhöhung der Zölle auf ausländische Spielwaren. (siehe Pressetext 1951 die ungleichen Spiesse zwischen Export und Import) Der Zoll auf Spielzeugeisenbahnen beträgt in der Schweiz gegenwärtig lediglich 3% während zum Beispiel Frankreich die gleichen Artikel mit Zöllen und Steuern von 58 % belastet. Zölle und Steuern sind auch in anderen Ländern so hoch, dass man in der Schweiz nicht mit namhaften Exporten rechnen kann, die rationellere Herstellung und niedere Preise zur Folge hätten.
Auf den ersten Blick erscheint es nicht gerechtfertigt, den Zolltarif zugunsten von 800 Personen, die insgesamt in der schweizerischen Spielwarenindustrie beschäftigt sind, zu erhöhen. Doch die Argumente, die Leo Wick von Buco anführt, sind einer reiflichen Erwägung wert: Die schweizerische Spielwarenindustrie hat sich meist in ländlichen Gegenden niedergelassen, deshalb bleiben ihre Arbeiter, die sich von der Landwirtschaft allein nicht mehr ernähren können, mit ihren Familien dem Bauerntum verbunden. Sie bauern häufig in ihrer Freizeit. Müssten sie in die Stadt übersiedeln, würde sich die unwillkommene Verstädterung der Schweiz verstärken. Ausserdem erscheint es fraglich, ob die Heimarbeit, welche die Spielzeugindustrie bietet, in der Stadt ebenfalls vorhanden wäre. Ein anderes Argument, welches Leo Wick zur Stützung der Spielwarenindustrie anführt, scheint nicht weniger bedeutungsvoll. Die schweizerischen Spielwarenfabrikanten geben keine Waffen, Tanks und Kanonen in Kinderhände, sie machen aus den Werkzeugen des Entsetzens keine Spielzeuge, wie gewisse ausländische Fabriken.
Leider schloss im Frühjahr 1958 die Firma Bucherer in Diepoldsau auch seine Pforten. Und somit gab es nur noch zwei Spielzeugeisenbahn-Hersteller in der Schweiz.
Spielwarenfabrik in der Schweiz
Die Zusammenstellung der schweizerischen Spielzeugindustrie ist auch der Einstieg in die einzelnen Firmengeschichten die Sie auf dieser Webseite anschliessend durchlesen können. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen.
Die Zusammenfassung der Schweizerischen Spielzeugeisenbahnen entstanden aus folgenden verschiedenen Quellen: